Es gibt neben den für unser Land charakteristischen Industrieanlagen wie den Gruben oder den Eisenhütten, die jeweils ein Ensemble bestehend aus den verschiedensten technischen und sonstigen Zweckbauten darstellen, zahlreiche andere Baulichkeiten, und somit ein natürlicher Teil der Industriekultur sind.
Wenn in diesem Kapitel das Thema „Architektur“ behandelt wird, ist also weniger der private Wohnungs- und Eigenheimbau gemeint. Auch Baulichkeiten aus den Bereichen Handel, Handwerk und Gewerbe sind nur bedingt im Bereich der Industriekultur zu berücksichtigen. Gleiches gilt für Sakralbauten wie etwa Kirchen.
Im Verkehrswesen ist für den Güter- und Personentransport an den Bau von Bahnhöfen und Gleisstrecken zu denken. Ältester saarländischer Bahnhof ist der der Stadt Bexbach, der im damals königlich bayrischen Teil unserer Bundeslandes als Teil der „Ludwigsbahn“ entstand.
Für die Nutzung der Saar für den Gütertransport waren Schleusen nötig. Ein noch zu besichtigendes Beispiel ist die Güdinger Schleuse in der Nähe von Saarbrücken, die auf das Jahr 1863 zurückgeht.
Wegen der Unverzichtbarkeit der menschlichen Arbeitskraft für den Betrieb der Industrieanlagen sei auf die Schaffung von Wohnraum in unmittelbarer Nähe des Arbeitsplatzes hingewiesen, wie etwa den Prämienhäusern oder den Schlafhäusern im Bereich Steinkohlebergbau und Eisenhüttenwesen. Betreiber dieser Maßnahmen waren im Bereich des Hüttenwesens deren Inhaber, im Bereich des Bergbaus, der an der Saar zumindest im früheren preussischen Teil des heutigen Saarlandes in überwiegend staatlicher Hand war, der preussische Begfiskus.
Ein Beispiel aus dem Bereich „Verkehrswesen“ war die Gründung der Eisenbahner Wohnungsbau Genossenschaft (EWBG) zur Schaffung preiswerten und modernen Wohnraums für Bedienstete der königlich preussischen Eisenbahn auf dem Saarbrücker Rodenhof seit etwa der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert. Die EWBG ist ein Erfolgsmodell, das bis heute besteht und über 650 Wohnungen vor allem auf dem Rodenhof betreut, wenngleich schon seit Jahrzehnten nicht mehr nur Eisenbahner zu ihren Mitgliedern und Wohnungsnutzern zählen.
Weil durch den permanenten Zuzug von Menschen auf der Suche nach Arbeitsplätzen im Bereich der Industrie die Städte rasant wuchsen, stellten sich auch zunehmend drängende Fragen in den Bereichen Gesundheit, Hygiene, etc. Damit einher gingen im Laufe der Jahrzehnte Initiativen wie etwa der Bau von Krankenanstalten durch Hütten- und Bergwerksbetreiber, die insbesondere ihren Arbeitnehmern und deren Angehörigen zur Verfügung standen. Auch der Bau von städtischen Schwimmbädern als einer Maßnahme zur Erhaltung der Volksgesundheit ist Teil der Industriekultur.
Die Aufzählung weiterer der Industriekultur zuzurechender Elemente aus dem Bereich „Architektur“ könnte an dieser Stelle zwar fortgesetzt werden. Allerdings soll sie thematisch an anderen Stellen vertieft werden. Dabei soll soweit möglich aussagefähiges historisches und aktuelles Bildmaterial eingesetzt werden.