Die Alltagsgeschichte, Wirtschaftsgeschichte und Sozialgeschichte unserer Region, dem Saarland, also kurzum, all die die Lebensweise und Lebensumstände der ansässigen Bevölkerung prägenden und bestimmenden Einflüsse, sind seit Jahrhunderten maßgeblich beeinflusst von der Industrialisierung dieses Raumes.
Dabei spielen der Bergbau, insbesondere auf Steinkohle, sowie die Eisen- und in geringerem Maße die Glashütten die zentrale Rolle. Obwohl der Bergbau – sieht man einmal vom Azuritabbau im Emilanus-Stollen und der privaten Kohlegräberei der ansässigen Bevölkerung ab – seit mindestens 1371 urkundliche Erwähnung fand, die Dillinger Hütte schon 1680 mit Erlaubnis des französischen Königs Ludwig XIV ihren Betrieb aufnahm und die ersten Glashütten um 1604 durch hugenottische Exilanten aus Frankreich im Warndt errichtet wurden, liegt die Blütezeit der Industriealisierung unserer Region in etwa zwischen der Mitte des 19. und des 20. Jahrhunderts.
In diesem Zusammenhang ist festzuhalten, dass weder der politisch-geographische Vorläufer des Saarlandes, also das „Saargebiet” (1919-1935), als ein Ergebnis des Ersten Weltkrieges und des damit verbundenen Versailler Vertrages noch das Bundesland Saarland (bestehend seit dem 1.1.1957) als ein Ergebnis der Nachkriegsordnung nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen worden wären, wenn diese Region neben ihrer besonderen „zwischen” Deutschland und Frankreich nicht auch in so hohem Maße industrialisiert und mit so reichen Steinkohlevorkommen ausgestattet gewesen wäre.
Gerade die Steinkohle war, man kann sagen weltweit, bis in die 1950er Jahre der primäre Energieträger für die Industrie wie auch die privaten Haushalte. In der Stromerzeugung war sie unersetzlich, in vielen anderen Bereichen wie bei der Wärmegewinnung für Gebäude und Wohnungen oder im Verkehrswesen, etwa bei der Eisenbahn, war sie nicht wegzudenken. So ist auch erklärbar, daß in den Hochzeiten des Steinkohleabbaus an der Saar mehr als 70.000 Menschen in den Gruben in Lohn und Brot standen. Hinzu kamen noch Tausende, die ihren Arbeitsplatz in Zulieferbetrieben rund um den Förderbetrieb hatten. Daneben waren zehntausende Menschen in den Eisenhütten an der Saar beschäftigt, alleine in Völklingen beispielsweise zirka 15.000 Arbeitnehmer. Bedeutende andere Eisenhüttenstandorte mit weiteren tausenden Arbeitnehmern waren (Saarbrücken-)Burbach, Dillingen und Neunkirchen.
An Glashüttenstandorten sind vor allem St.Ingbert, Sulzbach, Friedrichsthal und Völklingen-Fenne zu nennen, die zwar bedeutend weniger Beschäftigte aufzuweisen hatten, aber trotzdem im Wirtschaftsleben an der Saar eine Rolle spielten. So kamen zeitweise fast 90 Prozent der in Deutschland abgefüllten Sektflaschen aus Friedrichsthaler Produktion.